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Die Rentenreform ist unbeliebt aber notwendig

PR dla Zagranicy
Adam de Nisau Adam de Nisau 15.02.2012 12:47
Neben der Diskussion um eine Rentenreform regt auch der Umgang der Polen mit ihrer privaten Altersvorsorge zum Nachdenken an.

GAZETA WYBORZA: Die Polen denken nicht über die Rente nach

Die Regierungspartei PO unter Führung von Premierminister Donald Tusk kämpft weiter für eine Rentenreform – Anlass für die Zeitung Gazeta Wyborcza, den bisherigen Umgang der Polen mit dem Rentensystem und ihrer privaten Altersvorsoge in Frage zu stellen.

Wegen der Alterung der Gesellschaft soll das Renteneintrittsalter nun schrittweise erhöht werden. Arbeitnehmer sollen künftig bis zum 67. Lebensjahr arbeiten, um ihren Anspruch auf volle Rentenbezüge zu behalten. Bei Männern würde als Stichtag für den Beginn der Regelung das Jahr 2020 gelten, bei Frauen das Jahr 2040.

Der Reformversuch sei längst überfällig – und zwar nicht nur auf staatlicher Ebene, so Gazeta Wyborcza. Die Zeitung zitiert eine Studie der Deutschen Bank und des Instituts Homo Homini, die zu dem Schluss kommt, „Polen denken auch zu wenig über eine private Altersversorgung nach“. Man könne sich nicht allein auf den Sozialstaat verlassen, so werden die Ergebnisse der Studie widergegeben.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Eine Reform nach dem Motto: Ich will nicht, aber ich muss

Die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna schreibt zum gleichen Thema: „Was die Rentenreform betrifft, so handelt Donald Tusk nach dem Motto: ,Ich will nicht, aber ich muss`. Politisch dürfte ihn das einiges kosten, denn in Polen ist die Mehrheit gegen die Reform des Rentensystems.“

Daher sei der Vorstoß des Premierministers konsequent. Immerhin hätten sich die Geburtenzahlen in den letzten 20 Jahren halbiert. Die Zeitung schreibt: „Die wenigen Kinder werden die Alten künftig nicht mehr finanzieren können. Uns werden bald junge Arbeitskräfte fehlen“.

Es sei darum lobenswert, so Dziennik, dass Donald Tusk den Rufen gegen ein zu frühes Renteneintrittsalter trotzt: „Die Regierung tut, was sie tun muss, denn eine Rentenreform ist eine der wenigen Aufgaben, die keine Regierung gerne erledigt“, schließt die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna.

RZECZPOSPOLITA: Integration als zweites Erbe der Armia Krajowa

Zum 70. Jahrestag der Gründung der Polnischen Untergrundarmee im Zweiten Weltkrieg schlägt Kommentator Piotr Skwiecinski in der Rzeczpospolita kritische Töne zum Umgang mit deren Geschichte an. Zwar sei die Armia Krajowa eine Truppe gewesen, die sich mit Sabotageakten, Anschlägen und Angriffen auf die deutschen Besatzer viel Ruhm erworben hätte. Ein wesentlicher Aspekt davon war 1944 die Aktion „Burza“, also jene Revolte, die unter dem Begriff Warschauer Aufstand zur nationalen Katastrophe wurde.

Doch daneben sei die Armia Krajowa auch eine Organisation gewesen, die für Integration stand. Für eine überparteiliche Integration jenseits von politischen Ideologien. Die Rzeczpospolita schreibt: „Die Anführer der Polnischen Untergrundarmee haben es verstanden, verschiedene politische Kräfte unter sich zu versammeln. In ihren Reihen dienten sowohl extreme Sozialisten als auch radikale Nationalisten. Und zwischen ihnen gemäßigte Reformer und Demokraten.“

Dies, so Piotr Skwiecinski sei ein Erbe, dem man auch gedenken sollte. Denn, so schließt der Kommentar in Rzeczpospolita, diese Geisteshaltung jenseits parteipolitischer Grabenkämpfe sei auch heute wünschenswert – und zwar gerade heute.

Autor: Holger Lühmann

Redaktion: Paul Sklorz

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